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»Die Insel der Versuchung«: Das Gespenst im Sommerloch
Wenn keine Krokodile, Löwen oder Bären entlaufen, läuft Ronald Schill im Privatfernsehen
Egomanische Peinlichkeit? Und ab dafür: So wird man entweder US-Präsident oder man bleibt Ronald Schill und lebt davon – im Trash-TV. Derzeit geistert der frühere Hamburger Richter, Rechtsaußenpolitiker und Innensenator, der schon lange skandalumwittert in Brasilien wohnt, durchs Sommerloch. In Ermangelung von entlaufenen Krokodilen, Löwen oder Bären, die im Hochsommer sonst die Boulevardmedien auf Trab halten. Schill jedenfalls läuft derzeit im Privatfernsehen.
Doch auch in der nd-Redaktion gibt es eine Person, die diese Sendung freiwillig schaut: »Die Insel der Versuchung« auf Sat.1, die auch ihrer Moderatorin Verona Pooth »ein bisschen wie ein Autounfall« vorkommt. Es ist eine Reality-Show voll im Trend des universalen Spardiktats (alles für die universale Aufrüstung): In Thailand müssen ein paar Auserwählte für sich selber sorgen – und Geld ausgeben, statt Geld einzunehmen. Geht nämlich alles von ihrer Gewinnsumme ab (250 000 Euro.) Eine morbide Karikatur des Kahlschlags in den öffentlichen Haushalten, wo alles von der Sozialpolitik abgeht.
Auf der »Insel der Versuchung« ist Schill ein Ersatzstar unter lauter unbekannten Bekannten, zusammen mit Jimi Blue Ochsenknecht, der außer seinen Namen nichts zu bieten hat. Anders als Trump hat es der Ex-Politiker Schill, dessen »Partei rechtsstaatlicher Offensive«, ein Prototyp der AfD, nach anfänglichen Triumphen schon längst wieder aufgelöst ist, nie geschafft, seinen Irrsinn ikonografisch zu gestalten.
In der »Villa der Versuchung« kommt es zu solchen Schill-Szenen: »Was ziehst du hier für eine Ego-Nummer ab?«, fragt ihn eine gewisse Sara Kulka. Schill: »Welche Ekel-Nummer? Was giftest du mich überhaupt von der Seite an, statt ›Guten Morgen‹ zu sagen? Ich bin ein Senator und war 2002 Kanzlerkandidat!« Kulka: »Was für ein f...ing Senator? Du bist in einem Reality-Format, du Birne!« (zitiert nach »Focus-Online«) Dieser Ex-Richter ist mehr gefangen als befangen.
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