Irans Hinrichtungswelle – ein Regime im Überlebenskampf

Im Iran droht eine Verschärfung der ohnehin schlechten Menschenrechtslage, meint Negin Behkam

Die Iranische Flagge weht vor der Botschaft der Islamischen Republik Iran in Berlin.
Die Iranische Flagge weht vor der Botschaft der Islamischen Republik Iran in Berlin.

Iran hat allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mindestens 612 Menschen hingerichtet. Wenn das Regime jetzt nicht unter Druck gesetzt wird, steigt die Zahl der Hinrichtungen in den kommenden Wochen weiter drastisch an.

UNO kritisiert »besorgniserregenden« Anstieg der Hinrichtungen im Iran: In der ersten Hälfte 2025 wurden mehr als doppelt so viele Menschen wie im Vorjahreszeitraum in dem Land exekutiert. Die Zahlen offenbaren die brutale Realität im Iran und zugleich die Verzweiflung eines Regimes, das seine Autorität schwinden sieht.

Sie beziehen sich allerdings größtenteils auf die Zeit vor dem Krieg zwischen Israel und dem Iran. Während der zwölf Kriegstage und danach folgte eine massive Repressionswelle. Die iranische Justiz selbst spricht von über 2000 Verhaftungen unter dem Verdacht angeblicher Spionage für Tel Aviv – ein Vorwurf, der im Iran mit der Todesstrafe bestraft werden kann.

Die Vergeltung, die das Regime Israel nicht zufügen konnte und kann, richtet es nun gegen die eigene Bevölkerung. Der Grund: Die militärische und sicherheitspolitische Schwäche während des Krieges stellte die Autorität der Regierung grundlegend infrage. Zu befürchten ist also, dass die Hinrichtungszahlen in den kommenden Wochen und Monaten weiter steigen werden.

Besonders perfide: Minderheiten – iranische Jüd*innen, Bahai's, Kurd*innen, Belutsch*innen, afghanische Geflüchtete – werden zu Sündenböcken für die außenpolitische Niederlage des Regimes gemacht. Menschenrechtsorganisationen dokumentierten allein im Monat nach dem Waffenstillstand 85 Hinrichtungen. Ohne internationalen Druck wird die Zahl der Hinrichtungen in den kommenden Wochen weiter steigen.

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