Holocaust-Leugner Horst Mahler: Der Idiot

Bei allem Schlechten, was man Horst Mahler nachruft, darf seine Blödheit nicht vergessen werden

  • Karsten Krampitz
  • Lesedauer: 3 Min.
Horst Mahler mit seinem ehemaligen Mandanten Fritz Teufel. Die RAF beschimpfte ihn als »dreckigen, bürgerlichen chauvinisten«.
Horst Mahler mit seinem ehemaligen Mandanten Fritz Teufel. Die RAF beschimpfte ihn als »dreckigen, bürgerlichen chauvinisten«.

»Das problem mit horst mahler ist und war schon immer, dass er ein dreckiger, bürgerlicher chauvinist geblieben ist«, heißt es im September 1974 in der gemeinsamen Erklärung der RAF-Gefangenen zum Ausschluss desselbigen aus ihren Reihen. Viel mehr gibt es über den späteren Reichsbürger, NPD-Anwalt und Holocaust-Leugner nicht zu sagen. Eigentlich. Was die RAF-Menschen in gleicher Sache außerdem noch über ihn zu Papier gebracht haben, von wegen Horst Mahler habe sich vorgestellt, in der Guerilla sein altes Bourgeoisleben weiterführen zu können und dass er nicht bereit war, »sich den karrieristischen dreck vom halse zu schaffen« – wen interessiert’s? Auch dass er seine philosophische Erweckung im Knast gehabt haben will, beim Studium der Hegelschen Werke. So what? Hauptsache er ist tot.

»Horst Mahler wechselt (mal wieder) die Seite«, ätzte die Satirezeitschrift »Titanic« auf Social Media. Wolfgang Kraushaar, Politikwissenschaftler und Chronist der 68er-Bewegung erklärte im Interview mit der »Zeit«die historische Bedeutsamkeit des Verstorbenen: Horst Mahler sei »der entscheidende Drahtzieher« bei der Gründung der Roten Armee Fraktion im Jahr 1970 gewesen. Noch dazu habe er es als Jurist zu Beginn der Nullerjahre fertiggebracht, die NPD vor einem Parteiverbot durch das Bundesverfassungsgericht zu bewahren.

Bei all den Nachrufen wird jedoch immer vergessen, dass Horst Mahler ein saublöder Idiot war. In der »Arte«-Doku »Horst Mahler – ein deutscher Weg«, die noch auf Youtube abrufbar ist, erinnert sich sein früherer Anwalt Otto Schily, in einem damaligen Prozess ein »ganz gutes Plädoyer« gehalten zu haben. Als dann aber der Angeklagte das letzte Wort bekam, geschah das Unfassbare. Zitat Mahler: »Mit Richtern spricht man nicht, auf Richter schießt man!« Schily habe sich nur noch die Hände vor den Kopf geschlagen.

Ein ehemaliges RAF-Mitglied, das 1970 – nach der Baader-Befreiung – mit Horst Mahler und etwa zwanzig anderen zur militärischen Ausbildung nach Jordanien reiste, erinnerte sich, dass sie bei ihrer Ankunft in Amman eine Zeitlang am Airport festsaßen. Die Passkontrolle wollte die Gruppe mit den falschen Papieren erst nicht ins Land lassen. Und Horst Mahler? Im Transitbereich des Flughafens habe es eine Bar gegeben, mit einem glatzköpfigen Barkeeper, der beim Putzen der Gläser immer wieder zu ihnen rüber gestarrt hätte. Auf einmal habe am Tresen das Telefon geklingelt, der Barkeeper habe den Hörer abgehoben und mit lauter Stimme in die Halle gerufen: »Mahler? Mister Mahler???« – Worauf der so Gerufene, der ja daheim noch eine Anwaltspraxis hatte, hurtig zum Tresen lief, in der Erwartung, dass irgendein Mandant ihn in dringender Angelegenheit sprechen wollte. Aber nein, es war nur der BND. »Die haben sich einen Spaß gemacht. Haben angerufen, wollten wissen, ob wir schon in Amman sind.« Das erste und vermutlich letzte Mal, dass jemand über Horst Mahler lachen konnte.

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.