Zu wenig Freibäder: Linke will Schwimmbäder auf Dächern

Die Berliner Linke will legales Baden in der Spree, an Seen und neue Schwimmbäder auf Dächern

In Marzahn-Hellersdorf gibt es kein einziges Freibad – dafür aber die Kaulsdorfer Seen. Baden ist dort eigentlich illegal.
In Marzahn-Hellersdorf gibt es kein einziges Freibad – dafür aber die Kaulsdorfer Seen. Baden ist dort eigentlich illegal.

Der Biesdorfer Baggersee ist kein Geheimtipp. Sobald die Sonne scheint, strömen Besucher*innen in Scharen zur ehemaligen Kiesgrube im Bezirk Marzahn-Hellersdorf, um dort ins Wasser zu springen oder einfach nur am Sandstrand zu entspannen. Bloß: Das ist illegal. Das Baden ist dort eigentlich verboten, genauso wie in den rund fünf Kilometer entfernt liegenden Kaulsdorfer Seen. Dass die Seen dennoch ausgiebig als Badestellen genutzt werden, liegt auch daran, dass es im Bezirk Marzahn-Hellersdorf mit seinen rund 300 000 Einwohner*innen kein einziges Freibad gibt.

Linke will legale Badestellen

Und auch die restlichen Freibäder der Hauptstadt sind oft überlastet, an manchen Tagen ist der Eintritt nur nach vorheriger Online-Buchung eines Tickets möglich. Nach rassistisch befeuerten Debatten über die vermeintliche Sicherheit in Freibädern ist der Zutritt zu 15 Freibädern nur unter Vorlage eines Ausweises möglich.

Die Berliner Linke will nun Abhilfe schaffen und hat einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt. Sie fordert eine ausreichende Finanzierung für energetische Modernisierung, Barrierefreiheit und die Attraktivitätssteigerung bestehender Bäder, außerdem die Rücknahme von Kürzungen bei den Bädern und die Legalisierung von Badestellen, wo möglich.

»Das Verbot hält die Leute ja offensichtlich nicht davon ab, dort reinzuspringen«, sagt der Marzahner Linke-Abgeordnete, Kristian Ronneburg, im Gespräch mit »nd« zur Situation am Biesdorfer Baggersee. Deswegen sei es notwendig, dafür zu sorgen, dass man dort geregelt baden könne. Der sportpolitische Sprecher seiner Fraktion wünscht sich legale Bademöglichkeiten, gerade in den Teilen der Stadt, in denen es eine Unterversorgung gibt.

Baden an der Spree

Neben der Legalisierung von sowieso genutzten Badestellen spricht sich Die Linke dafür aus, Badestellen an der Spree zu öffnen. »Wir brauchen auch mehr Anstrengungen, um das Baden in der Spree zu ermöglichen und gleichzeitig die Wasserqualität der Spree zu verbessern«, sagt die Linke-Landesvorsitzende Kerstin Wolter. Sie will am Dienstagabend an der Schwimm-Demonstration im Spreekanal des Vereins Flussbad Berlin teilnehmen. Mit dieser Aktion wird eine Badestelle im Bezirk Mitte gefordert.

Der Mangel an Badestellen ist real, aber der Bau neuer Freibäder gestaltet sich oft schwierig. In Marzahn-Hellersdorf wird seit Jahren ein Kombibad, bestehend aus Hallen- und Freibad, geplant. Der Senat hat Anfang des Jahres allerdings umgeschwenkt. Für ein Kombibad finde sich im Landeshaushalt kein Geld, eine alleinige Schwimmhalle sei die effektivere Lösung.

»Dass dort kein Freibad entstehen soll, ist das Brechen eines Wahlversprechens«, empört sich Kristian Ronneburg. Der Linke-Politiker rechnet allerdings damit, dass es wieder Änderungen in den Plänen geben wird. Denn der avisierte Bau im Jelena-Šantić-Friedenspark ist noch in weiter Ferne. Der bürokratische Vorlauf für das Projekt ist noch lange nicht vorbei. »Auch wenn der Bezirk an einem Bebauungsplan arbeitet, haben wir noch lange kein Baurecht«, so Ronneburg.

Zuletzt hatte die Umweltorganisation BUND im März Einspruch gegen die Pläne eingelegt. Denn die Flächen, auf denen jetzt nur noch eine Schwimmhalle entstehen sollen, wurden als naturgeschützte Ausgleichsfläche zum Kompensieren anderer Bauprojekte ausgewiesen. »Das muss alles geprüft werden und das ist auch richtig so«, so Ronneburg. Aber Marzahn-Hellersdorf brauche ein Freibad, im Zweifel dann an einem anderen Ort, wo es schneller und mit weniger Konflikten realisiert werden könne.

Schwimmbäder auf Dächern

Um dem Bädernotstand in der Hauptstadt beizukommen, bringt Die Linke auch kreative Lösungen ins Spiel. »Wir fordern ein Modellprojekt, um auf Dächern großer Wohnanlagen Schwimmbäder zur gemeinschaftlichen Nutzung zu schaffen, kombiniert mit sozialer Infrastruktur und Nachbarschaftstreffs«, so Kerstin Wolter.

Was auf den ersten Blick abstrus klingt, ist andernorts schon Praxis. In Wien etwa gebe es solche Projekte, so Wolter. Im Wohnpark Alterlaa befinden sich 14 Freibäder, davon sieben auf dem Dach von Hochhäusern. Die Mieter*innen zahlen für Nutzung und Betrieb der Bäder sowie rund zwei Dutzend Saunen einen Obolus über ihre Betriebskosten. Der Wohnpark wird von einem gemeinnützigen Träger betrieben.

Berlin soll sich eine Scheibe abschneiden – auch, weil sich immer weniger Berliner*innen einen Sommerurlaub leisten könnten, sagt Wolter. »Schwimmbäder sind ein wichtiger Teil der öffentlichen Infrastruktur, für unsere Gesundheit, für unseren Spaß, für das soziale Zusammenleben. Im Wasser planschen und danach eine Tüte Pommes, ein kleiner Urlaub vom Alltag – das muss für alle möglich sein.« Mit dpa

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