Argentinien: Milei noch kreditwürdig

Martin Ling über den Wahlsieg von Präsident Javier Milei

Immer optimistisch: Argentiniens Präsident Javier Milei hat sich durch den Sieg bei den Zwischenwahlen eine Atempause im Kampf gegen die aufziehende Rezession verschafft.
Immer optimistisch: Argentiniens Präsident Javier Milei hat sich durch den Sieg bei den Zwischenwahlen eine Atempause im Kampf gegen die aufziehende Rezession verschafft.

Argentiniens ultrarechter Präsident Javier Milei hat seinen Kredit noch nicht aufgebraucht: nicht bei seinem Kompagnon Donald Trump, der ihm mit milliardenschweren Kreditzusagen Wahlkampfhilfe leistete, noch bei der argentinischen Bevölkerung, die nach zwei Jahren Schockanpassung weiter auf die Erfüllung des Aufstiegsversprechens Mileis hofft, Argentinien wieder groß zu machen. Schließlich hat die peronistische Mitte-links-Vorgängerregierung 2023 ein Land in der Krise hinterlassen, was sie nach zwei Jahren in der Opposition nicht per se wieder zum neuen Hoffnungsträger prädestiniert.

Die Ansage von Trump ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. 40 Milliarden frische US-Dollars an Kredit und Währungsswap ja – aber nur unter einer Bedingung: Javier Milei muss weiter als Präsident die Zügel in der Hand halten und seinen ultrarechten Anpassungskurs fortsetzen dürfen. Voraussetzung dafür war eine Stärkung bei den Zwischenwahlen zum Kongress. Die ist gelungen. Milei konnte mit seiner La Libertad Avanza in beiden Kammern deutlich zulegen, ist aber von eigenen Mehrheiten nach wie vor weit entfernt. Bisher setzte Milei per Präsidialdekreten seinen Austeritätskurs um, künftig verfügt er immerhin über ein Drittel der Sitze, womit die Opposition keine Zwei-Drittel-Vetos mehr einlegen kann.

Milei hat mithilfe von Trump einen wichtigen Etappensieg zum 10. Dezember errungen, wenn der neue Kongress zum zweiten Jahrestag seiner Amtsübernahme zusammentritt. Doch der wirtschaftliche Crash, der durch die frischen Dollars aufgeschoben wird, ist unvermeidbar, wenn Milei seinen Kurs beibehält. Der überbewertete Peso bricht Argentiniens Wirtschaft das Genick. Die Zeichen stehen jetzt schon eindeutig auf Rezession. Den Argentinier*innen droht ein böses Erwachen.

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -