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Rassismus ist auf dem deutschen Wohnungsmarkt weitverbreitet
Wer in Deutschland wohnt, wohnt nicht gleich. Das ist das Fazit des ersten umfassenden Berichts zu Rassismus und Wohnverhältnissen im Land
Berlin. Wer in Deutschland wohnt, wohnt nicht gleich. So lautet das Fazit des ersten umfassenden Berichts zu Rassismus und Wohnverhältnissen des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (Dezim). Die ungleiche Behandlung zeigt sich in vielen Bereichen. So haben Personen mit nicht-deutsch klingenden Namen einen schlechteren Zugang zum Wohnungsmarkt, weil Vermieter*innen sie seltener zu Wohnungsbesichtigungen einladen. Auch wohnen rassistisch diskriminierte Menschen unter schlechteren Bedingungen, auf weniger Quadratmetern und mit mehr Mängeln wie Schimmelbefall. Zudem erleben sie häufiger Diskriminierung.
Rassismus wird mitunter sogar zu einer Art »Umweltfaktor«, schreiben die Wissenschaftler*innen des Dezim. Von Rassismus betroffene Personen leben eher in Gebieten mit schlechter Luftqualität und erhöhtem Hitzestress. Das fanden die Forscher*innen durch den Vergleich der Wohnorte von Befragten mit Messdaten zu Luftschadstoffen und Lufttemperatur heraus. Jene Ungleichheit hängt einerseits damit zusammen, dass umweltschädliche Infrastrukturen häufiger in bereits benachteiligten Vierteln gebaut werden, andererseits mit ökonomischen Einschränkungen jener Gruppen. Auch institutionelle Hürden und Diskriminierung am Wohnungsmarkt spielen eine Rolle. Luftverschmutzung wiederum steht in einem engen Zusammenhang mit Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen.
»Wir sehen, wie sich die diversen Aspekte kumulativ verstärken«, sagt Frank Kalter, Direktor des Dezim, bei der Vorstellung des Berichts am Montag. Der Bericht mache demnach nur auf »einige Stellschrauben« aufmerksam. Besonders betroffen sind schwarze und muslimische Menschen, auch asiatische und osteuropäische Personen trifft die Diskriminierung überproportional.
»Wohnen ist ein zentraler Lebensbereich, in dem sich gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe entscheidet. Gerade in Zeiten knapper Wohnraumversorgung zeigen diese Befunde auf, dass es in diesem Bereich erheblichen Handlungsbedarf für Politik und Gesellschaft gibt«, so Noa K. Ha, wissenschaftliche Geschäftsführung des Dezim-Instituts.
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