Vertreibung der Schwarztöne
Bremer Friedenspreis zeichnet unermüdliche Optimisten aus
Zum siebten Mal wird am Freitag der Internationale Bremer Friedenspreis vergeben. Die Stiftung »die schwelle« wählte in diesem Jahr drei Preisträger aus: Die in Leipzig und Berlin ansässige Gruppe »adopt a revolution« wurde in der Kategorie »Beispielhafte Initiative« für ihre Unterstützung lokaler, zivilgesellschaftlicher Initiativen in Syrien ausgewählt. Der 20-jährige auf Malta lebende und aus Somalia stammende Blogger Farah Abdullahi Abdi bekommt den Preis in der Kategorie »Unbekannter Friedensarbeiter« für seinen Einsatz für Menschenrechte. Und die Mediatorin Mary Montague wird in der Kategorie »Öffentliches Wirken« für die Ausbildung von Mediatorinnen ausgezeichnet.
Vor mittlerweile 36 Jahren wurde »die schwelle« in Bremen gegründet. Der Friedenspreis, der stets in Bremens guter Stube, der historischen Oberen Rathaushalle, verliehen wird, ist pro Preisträger mit 5000 Euro dotiert. Schwerer wiegt aber die Anerkennung und Ausstrahlkraft durch die Verleihung.
Vor drei Jahren wurde »adopt a revolution« gegründet. Wie Ferdinand Dürr von der Initiative im Gespräch mit »nd« erklärte, gehe es darum, in Syrien nicht nur die beiden Schwarztöne Terror und Flucht zu sehen, sondern auch die Grautöne. Dürr sagte, die Initiative wolle die zivilgesellschaftlichen Ansätze in Syrien in die öffentliche Wahrnehmung bringen. Seine Mitstreiterin Sophie Bischoff spricht über den zweiten Arbeitsschwerpunkt, das Akquirieren von Spenden, die Partnern von »adopt a revolution« in Syrien zugeleitet werden. Trotz der katastrophalen Lage in dem Bürgerkriegsland sieht Dürr Hoffnung aufkeimen: Durch die engen Kontakte vor Ort wisse er, dass die Zahl der Menschen steige, die in Syrien bleiben wollen, um dort eine friedliche Zukunft aufzubauen.
Der Blogger Farah Abdullahi Abdi wird für seine Ausdauer und seinen Mut ausgezeichnet, mit dem der junge Mensch die Belange und Probleme sowohl minderjähriger Flüchtlinge als auch von Menschen »zwischen den Geschlechtern« in die Öffentlichkeit trägt. Als Jugendlicher flüchtete er aus Kenia und landete auf Malta. Unterwegs erlebte er Ausbeutung, Ausgrenzung und Gewalt, selbst auf Malta noch wurde er inhaftiert. Durch seinen Blog, einem Tagebuch auf der Internetseite einer maltesischen Tageszeitung, wurde Terre des Hommes auf ihn aufmerksam und brachte ihn nach Brüssel und Genf, um dort UNO- und EU-Politiker sowie die Öffentlichkeit über die Lebensumstände minderjähriger Flüchtlinge und Menschen ohne Festlegung auf ein Geschlecht aufzuklären. Farah sagte gegenüber »nd«, für ihn zeigten seine Erfahrungen, was möglich ist, und dass das Flüchtlingselend überwunden werden könne. Im kommenden Jahr wird von dem erst 20-Jährigen ein Buch über seine Erlebnisse erscheinen.
Die Mediatorin Mary Montague berichtete von ihrem Leben im Krieg Nordirlands, der ihr viel Leid brachte - aber auch die wichtige Erkenntnis, dass die Menschen miteinander reden und gegenseitiges Verständnis aufbringen müssten. Mit ihrer Arbeit war sie so erfolgreich, dass sie nun seit Jahrzehnten in die Krisengebiete der Welt gerufen wird. Sie sagt, sie habe in Sudan und Afghanistan, in Pakistan und auf dem Balkan gearbeitet. Sie betont, wie wichtig es sei, Frauen zu Mediatorinnen auszubilden und als solche einzusetzen. Außerdem lädt die Optimistin Montague alle nach Nordirland ein - auch die Kriegsparteien Syriens - , um zu sehen, was alles machbar ist.
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