Das gute Leben

Auf dem Parteitag der Linken im vergangenen Monat hat es ein erstaunlicher Antrag in das Bundestagswahlprogramm geschafft: Gefordert wird die Abschaffung der Schaumweinsteuer. Was ordentlich prickelt und knallt, wird in der Bundesrepublik Deutschland extra besteuert. Was auch heißt: Champagner und Crémant, Prosecco und Cava sollen sich nur diejenigen leisten können, für die Geld sowieso keine Rolle spielt. Eine Linke, die nicht nur das gute, sondern auch das sehr gute, ja das genussvolle Leben für alle will, darf nicht die Augen verschließen, wenn es um die Verteilung von vermeintlichen Luxusressourcen geht.

Am Sonntag begehen wir den »Tag des Kaviars«. Was hat das mit mir als politischem Menschen zu tun, mögen sich einige fragen. Eine linke Aneignung eines solchen Feiertags ist lange überfällig.

Wenn wir uns ehrlich mit der linken Geschichte des 20. Jahrhunderts auseinandersetzen - und das sollten wir -, dann dürfen wir die Schattenseiten nicht verschweigen. Vieles aus der Sowjetunion erscheint uns heute fragwürdig. Deftiges Fleisch zum Frühstück? Ein Salat, bei dem saure Sahne, die berühmte Smetana, das Dressing ersetzt? Mayonnaise, die eigentlich nichts mehr mit der feinen französischen Sauce zu tun hat, in viel zu großen Mengen? Aber es war eben auch nicht alles schlecht an der real existierenden Kulinarik des Ostens: Krimsekt und Kaviar zum Beispiel. Genehmigen Sie sich einen Schluck oder einen Happen. Oder kämpfen Sie dafür, dass alle ihn sich leisten können.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal