Werbung

Zustimmung als gelebter Internationalismus

KONTRA: Linke hätten dem Afghanistan-Mandat zustimmen müssen, meint Sebastian Weiermann

Die Forderungen des Parteivorstands der Linken sind richtig: Es müssen mehr Menschen aus Afghanistan gerettet werden, als das Mandat für den Bundeswehreinsatz hergibt. Die Eingrenzung auf bestimmte Gruppen, wie sie die Bundesregierung betreibt, ist der beschämende Höhepunkt des deutschen Versagens in Afghanistan. Trotzdem hätte sich daraus für die Linke-Abgeordneten nicht die Konsequenz ergeben sollen, sich bei der Abstimmung zu enthalten. Jeder Mensch zählt, der mit Bundeswehrmaschinen aus Kabul ausgeflogen wird. Es fehlt schlicht die Zeit, sich über andere Formen der Rettung, zum Beispiel eine UN-Mission, Gedanken zu machen. Wenn die US-Truppen den Flughafen verlassen, ist auch die deutsche Mission vorbei. Für den Einsatz der deutschen Armee zu stimmen, wäre also allein aus moralischen Gründen geboten gewesen. Sorgen, die Soldaten könnten die Situation vor Ort eskalieren, sind unbegründet.

Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, Imperialismus und Waffenexporte anzuprangern. Dass sich die Linke hinter ihren friedenspolitischen Grundsätzen versteckt, ist kaum vermittelbar. Mit einem Ja hätte sie gezeigt, dass in einer akuten Krisensituation auf sie Verlass ist. Eine eng begrenzte Rettungsmission mitzuverantworten, hätte gezeigt, dass man außenpolitische Notwendigkeiten anerkennt. Das wäre auch angesichts des Strebens vieler Linker nach einem rot-rot-grünen Bündnis im Bund richtig gewesen.

Die Enthaltung war gut! Sie ist ein Zeichen, das die Linke setzen musste, meint Daniel Lücking.

Eine Zustimmung hätte nicht den Grundsätzen der Linken widersprochen. Sie wäre gelebter Internationalismus gewesen. Und die Linke hätte sich weiterhin glaubhaft gegen geopolitische Abenteuer Deutschlands stellen können. Spätestens nach der Bundestagswahl sollte sie intensiv über ihre Friedenspolitik debattieren. Denn Afghanistan ist vielleicht nicht das letzte Land, aus dem Menschen vor einem üblen Regime gerettet werden müssen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal