Autoritäre Methoden

Zur Impfpflicht für Arbeitende in Italien per Erpressung

Der »Grüne Pass« wird in Italien für viele zur Existenzfrage, das Recht auf Arbeit daran gekoppelt. Ab Oktober entscheidet er nicht länger nur darüber, wer Freizeiteinrichtungen betreten, sondern auch, wer seinen Arbeitsplatz aufsuchen darf. Diejenigen, die sich bis dahin nicht gegen Covid impfen lassen können oder wollen, werden nicht nur sozial schärfer geächtet, sondern auch ökonomisch abgestraft und riskieren ihren Job. Jene, deren Kassenlage es erlaubt, können sich von der indirekten Impfpflicht freikaufen, mit bis zu 15 Euro pro Covid-Test. Für Normalverdiener viel Geld, für die junge Branche immer noch lukrativ. Für die italienische Demokratie ist dieser zynische Kurs nicht gesund. Er ist Wasser auf die Mühlen der extremen Rechten, die die wachsende Zahl der Frustrierten erfolgreich einsammelt.

Bei etwa 80 Prozent der italienischen Bevölkerung, die bereits geimpft wurde, und zwei Dritteln, die sogar bereits über einen vollständigen Impfschutz verfügen, ist Panikmache nicht angebracht. Dass Menschen Pharma und Medizin nicht vertrauen, ist ja nicht nur ein Erfolg von Verschwörungserzählungen, sondern systembedingt. Die Ungeimpften als Sündenböcke lenken ab vom Versagen der Politik, von der Misere in Bildung, Pflege und Gesundheit, von der unverschämten Profitmacherei in der Krise.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.