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Raus? Nein, rein!

Dieter Bohlen verspricht, dass man ihm nicht entrinnen wird

Ein großes Problem an Künstlern ist, dass sie immer wieder etwas Neues machen müssen, um im Gespräch zu bleiben. Deshalb schreiben Popsänger Romane, ohne es zu können, oder Schriftsteller fangen an zu singen und nehmen dafür auch heimlich Unterricht. Das liegt daran, dass die wenigsten von ihrer Kunst konstant leben können. Und wer es kann, macht meistens total konservativ immer dasselbe (Rolling Stones oder Peter Sloterdijk).

Dafür braucht es natürlich viel Sendungsbewusstsein. Davon hat Dieter Bohlen schon immer zuviel gehabt - als wäre er wie Obelix als Kind in einen Angeberzaubertrank gefallen. Die Verflachung und Verrohung von Popmusik und TV-Unterhaltung hat er dabei weiter vorangebracht als die meisten. Unterstützt von haarsträubenden Klatschgeschichten, wobei die bemerkenswerteste noch die ist, dass er einmal organisierter Kommunist war, was allerdings weder er noch die DKP bislang aufgearbeitet haben.

Ist die Figur Bohlen lustig? Nur für Leute, die es spannend finden, jemand dabei zuzusehen, wie er andere runterputzt. Fremdschämmasochismus als Geschäftsmodell. Kaum aus dem Fernsehen heraus operiert, weil RTL seiner müde geworden ist, will Bohlen wieder hinein. Ein Perpetuum mobile der kulturindustriellen Gewaltsamkeit. Auf Instagram hat er eine Art Eid geschworen: »Die meistgestellte Frage in den letzten Monaten ist natürlich: Wann sehen wir Dich wieder im Fernsehen? Klar seht ihr mich wieder im Fernsehen.«

Das Problem ist nur: die Figur Bohlen ist komplett auserzählt, wie sie im Fernsehen sagen. Aber das ist für ihn kein Problem, er macht das Alte zum Neuen. Nicht Modern Talking sind wieder da, lautet seine Pushnachricht, sondern: Er tritt auf mit den Modern-Talking-Songs. Aber erst nächsten August, auf dem Schlager-Festival »Lieblingslieder« in Bonn. Das ist das Weihnachtsgeschenk des Dieter Bohlen.

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