- Sport
- Union und Freiburg in der Bundesliga
Rettende Körperteile
Was das torlose Remis zwischen dem 1. FC Union und Freiburg über den Zustand der Bundesliga aussagt
»Und dann gibt’s halt Bayern München.« So antwortete Freiburgs Trainer Christian Streich auf die Frage nach dem Zustand der Bundesliga. Nach 16 Spieltagen trennen den Dritten Bayer Leverkusen schon zwölf Punkte vom schon wieder enteilten Rekordmeister, andererseits hat die Werkself wiederum nur elf Zähler Vorsprung auf den Drittletzten aus Augsburg. Mittendrin sind Streichs Freiburger und der 1. FC Union Berlin, die sich am Mittwochabend in der Alten Försterei unermüdlich bekämpft haben, ohne dabei einen Sieger zu finden.
Sowohl Streich als auch dessen Berliner Kollege Urs Fischer sprachen hernach von einem »intensiven Spiel« und einer gerechten Punkteteilung. Letzteres stimmt insofern, dass beide Teams es gleichermaßen geschafft hatten, den Ball selbst aus aussichtsreichster Position am Tor vorbei und darüber oder an irgendein rettendes Körperteil eines Gegenspielers zu schießen. Intensiv waren die 90 torlosen Minuten zweifellos – doch bei der dringlichsten Aufgabe, die Null in der eigenen Abwehr zu halten, ließ dieser Verhinderungskampf kaum Platz für Kreativität. Dafür bekamen die 5000 zugelassenen Zuschauer jede Menge Zweikämpfe am Boden und in der Luft, viele lange Bälle sowie etliche Befreiungsschläge zu sehen.
Nach dieser Mixtur aus Disziplin, Leidenschaft und Willen steht der SC Freiburg zwei Zähler hinter Leverkusen auf Rang fünf, der 1. FC Union folgt einen Punkt und drei Plätze dahinter. Allerdings wäre es etwas unfair, aus diesem zum nahenden Ende der Hinrunde tugendreich erspielten 0:0 ein Urteil über die fußballerische Qualität der Bundesliga zu fällen. Das gilt vor allem für die Berliner. Christian Streich formulierte es so: »Kompliment – 16 Spiele, 24 Punkte und dazu donnerstags Spiele in Europa.«
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Angesichts der kräftezehrenden Dreifachbelastung aus Liga, Pokal und Conference League mit 26 Spielen in 19 Wochen gewann Urs Fischer der Partie gegen Freiburg viel Gutes ab. »Es ist wirklich toll, was die Mannschaft heute noch mal abrufen konnte«, lobte Unions Trainer. Die Genugtuung war ihm anzusehen, als er sagte, dass er sich wirklich über diesen Punkt freue. Denn er zählt nicht nur im Tabellenbild, sondern ist mindestens ebenso bedeutend für das mentale Konto. Das war nach der Niederlage am vergangenen Sonntag besonders wichtig. Denn da hatte sich der 1. FC Union wider Willen einen Eintrag in die Geschichtsbücher des deutschen Fußballs gesichert: Das 1:0 der Spielvereinigung Greuther Fürth war nach zuvor 23 gescheiterten Versuchen der erste Heimsieg der Franken in der Bundesliga überhaupt. Gleichzeitig gilt es als Beleg dafür, wie mühsam sich die Berliner Richtung Winterpause schleppen.
»Man muss sich jeden Punkt hart erarbeiten.« Mit diesem Satz blicke Fischer am späten Mittwochabend auf die beiden letzten Spiele zurück. Gleichzeitig gab er damit seinerseits eine Zustandsbeschreibung der Bundesliga ab. Und da gilt grundsätzlich: Sollte sich jemand um die Qualität der höchsten deutschen Spielklasse sorgen, dann sind Vereine wie der 1. FC Union Berlin oder der SC Freiburg die falschen Adressaten.
Wenn beispielsweise die Breisgauer am kommenden Sonntag zum Abschluss der Hinrunde auf einen Champions-League-Platz springen sollten, dann haben sie wieder einmal einen Gegner besiegt, dessen finanzielle Möglichkeiten fast viermal so groß sind: Bayer Leverkusen. Den 1. FC Union findet man in der Geldtabelle noch weiter unten, kurz vor den Abstiegsplätzen. Von dieser nicht gerade unbedeutenden Ausgangsposition haben es die Berliner nach Europa geschafft. Daran erinnerten am Mittwochabend beim letzten Heimspiel in Alten Försterei auch die Fans mit einem großen Banner vor der Gegengerade noch einmal. »Der Traum von gestern ist die Wirklichkeit von heute – Danke Union!« Mit einem Sieg am Sonnabend in Bochum könnten die Köpenicker ihren Platz im vorderen Mittelfeld festigen. So sind die Berliner und Freiburger herzerwärmende Beispiele dafür, wie gute Arbeit viel Geld schlagen kann. Und dann gibt’s halt noch den FC Bayern München.
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