Wiederkehr der Volksfront?

Peter Steiniger zum neuen linken Wahlbündnis in Frankreich

Die französischen Linksparteien trennt so einiges. Was sie eint, ist die Ablehnung von Präsident Emmanuel Macron - und nun die schlichte Notwendigkeit. Denn einen Alleingang können sich die kleineren Akteure aus diesem Lager bei der Parlamentswahl nicht leisten, wollen sie sich auf nationaler Ebene repräsentiert sehen. Für Jean-Luc Mélenchon als den mit Abstand zugkräftigsten Politiker aus dem linken Spektrum bietet das die Chance, seinen Plan B zu verwirklichen. Die Tatsache, dass er nicht in die Stichwahl gegen Macron gelangte, muss dabei kein Nachteil sein. Sein starkes Abschneiden in der ersten Runde trotz reichlich Konkurrenz um dasselbe Wählerspektrum lässt ihn weiter als Gewinner dastehen.

Mit der Volksunion mit Grünen, Kommunisten und Sozialisten, die am Jahrestag des triumphalen Wahlsieges der Volksfront am 3. Mai 1936 verkündet werden könnte, lebt die historische Erinnerung wieder auf. Die Zeiten sind andere, die Gefahren ähneln sich. Die extreme Rechte ist allerorten erstarkt, der Kapitalismus löst seine Krisen mit autoritären Konzepten, die Gefahr eines für alle Seiten selbstmörderischen Weltkrieges ist real. Doch die linke Einheit ist keine Nostalgieveranstaltung, sondern vor allem Pragmatik. Und ein Rettungsschirm für die nach dem Debakel bei der Präsidentschaftswahl bankrotten Grünen und Sozialisten. Die Traditionspartei PS ist zwar nur noch ein Schatten vergangener Größe, aber kommunal weiter fest verankert. Die Personalisierung, der populistische Zug und die EU-kritische Linie bei Mélenchon schmecken seinen Partnern nicht durchgehend. Doch viele Wähler wollen ein gerechteres Frankreich, und Mélenchon versteht es, sie anzusprechen. Die rechte Panikmache ist reine Taktik: Ein Premier Mélenchon kann unter Macron nur ein sozialeres Gegengewicht sein. Der Präsident könnte davon sogar profitieren.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal