Der Nein-Sager

Iranischer Regisseur und Berlinale-Gewinner Mohammad Rasoulof wurde verhaftet

»Deine Macht besteht darin, nein zu sagen.« Das sagt eine Frau in einer Szene des Films »Es gibt kein Böses« zu einem iranischen Soldaten, der behauptet, er habe keine Macht, da der Militärdienst im Iran für Männer Pflicht und Soldatsein das Symbol für Alternativlosigkeit ist. Für jenes politische Drama, das die Todesstrafe und die Wehrpflicht in seinem Land kritisierte, gewann der iranische Regisseur Mohammad Rasoulof im Jahr 2020 den Goldenen Bären der Berlinale. Die Premiere und die Preisverleihung fanden allerdings in Abwesenheit des Filmemachers statt, denn er hat schon seit 2017 wegen eines anderen politischen Werks, das im Cannes-Festival uraufgeführt wurde, Arbeits- und Reiseverbot.

Nun wurden Rasoulof und ein anderer Regisseur-Kollege Mostafa Aleahmad wegen des Vorwurfs der »Anstiftung zur Unruhe« im Iran verhaftet. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur »Irna« hat die Justizbehörde ihnen vorgeworfen, mit einem Aufruf gegen Gewalt die öffentliche Ordnung gefährdet zu haben. Im Mai dieses Jahres kamen mehr als 40 Menschen beim Einsturz eines Geschäftsgebäudes in der Stadt Abadan im Südwesten Irans ums Leben. Es hagelte daraufhin Proteste in Abadan gegen Misswirtschaft und Korruption, die von Sicherheitskräften gewaltsam unterdrückt wurden. Unter dem Hashtag »put your gun down« (»Leg deine Waffe nieder«) forderten mehr als 70 Akteur*innen der Filmbranche im Iran, unter anderem Rasoulof und Aleahmad, ein Ende der Polizeigewalt.

Der in Shiraz geborene und bald 50 Jahre alte Rasoulof, der außerdem im Jahr 2021 einer der Mitglieder der Wettbewerbsjury der Berlinale war, aber an den Vorstellungen und Jurysitzungen nur online teilnehmen konnte, sieht sich seit Jahren mit Repressalien des Systems konfrontiert. Und trotzdem hat er es immer wieder geschafft, ohne Erlaubnis iranischer Behörden Filme zu drehen.

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