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Ab jetzt keine Fehler mehr

Die deutschen Basketballer gehen als Favorit ins EM-Achtelfinale gegen Montenegro

Johannes Voigtmann (o.) zeigte schon gegen Bosniens Jusuf Nurkić (2.v.l.), dass er körperlich starke Center gut kontrollieren kann.
Johannes Voigtmann (o.) zeigte schon gegen Bosniens Jusuf Nurkić (2.v.l.), dass er körperlich starke Center gut kontrollieren kann.

Für Christian Sengfelder wird die Basketball-Europameisterschaft mit jedem Tag ein wenig surrealer. Dem Flügelspieler aus Bamberg waren Anfang des Sommers kaum Chancen auf eine Nominierung fürs deutsche Nationalteam eingeräumt worden, weil die Konkurrenz speziell auf seiner Position sehr groß ist. Nach mehreren verletzungsbedingten Absagen schaffte es Sengfelder aber doch ins Team und kam zum Vorrundenabschluss in Köln gegen Ungarn auch zu seinem ersten EM-Einsatz. Nach dem Umzug in die Hauptstadt steht an diesem Samstag nun das Achtelfinale gegen Montenegro an, und schon wieder sieht sich der Offensivspezialist mit einer unerwarteten neuen Situation konfrontiert: »Es ist ein komisches Gefühl, in diese Halle zu kommen und sich darauf zu freuen, hier zu spielen«, sagte Sengfelder am Donnerstag beim ersten Training in der Arena am Ostbahnhof, in der ansonsten Ligakonkurrent und Serienmeister Alba Berlin seine Heimspiele austrägt. »In der BBL ist es immer eine sehr schwierige Aufgabe, gegen Berlin zu spielen. Jetzt bin ich gespannt darauf, wie es sein wird, wenn die Fans auch mich mal anfeuern.«

Nach den Festtagen im Rheinland hofft das gesamte Team des Deutschen Basketball-Bunds auf eine Fortsetzung: »Wir wollen die Euphorie mitnehmen, uns darauf aber auch nicht ausruhen, denn geschenkt wird uns sicher nichts«, sagte Center Johannes Voigtmann. »Ich mache mir aber keine Sorgen, denn wir haben alle viel gelernt aus der Vorrunde.« Speziell auf den Achtelfinalgegner Montenegro treffe das zu, denn dessen Spielstil ähnelt sehr dem der bosnischen Mannschaft, die Deutschland vor wenigen Tagen hatte bezwingen können. »Bojan Dubljević ist mit Sicherheit einer ihrer erfahrensten und besten Spieler. Es wird auch meine Aufgabe sein, ihn zu stoppen, aber gegen solche großen und körperlich starken Spieler haben wir gegen Frankreich, Bosnien und Litauen ja schon unsere Erfahrungen sammeln können. Darauf können wir gut aufbauen«, so Voigtmann.

Bundestrainer Gordon Herbert zog ebenfalls den Vergleich zu den Bosniern: »Sie spielen auch sehr körperlich und mit viel Selbstvertrauen. Ob uns das passt, weiß man vorher nie so genau, denn jedes Team ist dann doch ein bisschen anders. Insofern müssen wir unser Spiel durchdrücken und dafür sorgen, dass sich der Gegner auf uns einstellen muss. Das wollen wir erreichen.« Christian Sengfelder hält viel Beschäftigung mit dem Gegner ebenso nicht für zielführend. »In solchen Turnieren hat man dafür gar keine Zeit, deswegen ist es besonders wichtig, den Fokus auf sich selbst zu legen und zu versuchen, besser zu werden.« Man solle also nicht zu sehr das eigene Spiel umkrempeln. Wenn man schon etwas ändert, dann die Herangehensweise, denn: »Jetzt geht es aufs nächste Level. Jetzt zählt es, und man kann sich keine Fehler mehr erlauben.«

Große taktische Umstellungen sind ohnehin nicht drin, schließlich blieb dem Team nur ein 75-minütiges gemeinsames Training am Freitag, um Dinge einzustudieren, die beim Videostudium der bisherigen Spiele aufgefallen waren. »Wir müssen ein paar Dinge anpassen, es aber auch einfach halten, weil wir bei dem engen Spielplan vergangene Woche nicht ein richtiges Teamtraining hatten«, sagte Herbert.

Trotzdem hatte er auch am Donnerstag nur eine freiwillige Übungseinheit angesetzt. »Manche Spieler brauchten einen freien Tag, während andere an bestimmten Dingen arbeiten mussten«, begründete Herbert die Maßnahme. Und auch wenn die Einheit freiwillig war, dürfte der Bundestrainer sicher gern gesehen haben, dass der am Mittwoch gegen Ungarn geschonte Kapitän Dennis Schröder tags darauf in der Halle eine Stunde lang an seinem Distanzwurf feilte. Der fand bislang im Turnier viel zu selten den Korb, was das Stoppen der deutschen Offensive für Gegner viel einfacher macht.

Kritik lässt Herbert an seinem Vorzeigespieler aber nicht aufkommen: »Seit wir das erste Mal Kontakt miteinander hatten, zeigt Dennis, was für eine großartige Führungspersönlichkeit er geworden ist: emotional, auf und abseits des Platzes. Er hilft jedem im Team, und die Kapitänsrolle hat er sich voll zu Herzen genommen.« Dazu besticht Schröder weiterhin mit seinen schnellen Antritten auf dem Weg zum Korb sowie mit starken Verteidigungssequenzen. Bedenkt man, dass er mit einem angeschlagenen Knöchel spielt, ist auch Schröders Leistung bei einer Bilanz von vier Siegen und nur einer Niederlage gegen Titelverteidiger Slowenien bislang voll im Soll.

Center Daniel Theis, der nach Auskunft von Herbert ebenfalls unter Schmerzen spielt, tat es Schröder am Donnerstag gleich und kam zum Training. Nur der dritte »Invalide« im Team, Nick Weiler-Babb, war zunächst nicht mit nach Berlin gereist. Der kurz vor der EM eingebürgerte Defensivspezialist vom FC Bayern machte einen Umweg nach München, um eine Schulterblessur von seinen Vereinsärzten behandeln zu lassen. Ob und wann er nach Berlin nachreisen kann, werde täglich neu entschieden, so Herbert.

Müsste er auf Weiler-Babb verzichten, sei das aber auch kein großes Problem, schließlich habe dessen Ersatz Justus Hollatz gegen Ungarn bewiesen, dass er »sofort einsatzbereit ist, wenn er gebraucht wird«. Der breite Kader ist tatsächlich die absolute Stärke im DBB-Team. Und so gilt Deutschland in diesem EM-Achtelfinale als Favorit, besonders vor heimischer Kulisse. »Die Atmosphäre in Köln war wirklich herausragend, und ich denke, wenn wir mit viel Energie spielen und kämpfen, dann werden auch die Berliner Fans schnell hinter uns stehen«, so Gordon Herbert.

Da viele Kräfte in seinem Kader aktuell bei Alba Berlin spielen oder in der Vergangenheit hier unter Vertrag standen, dürfte das mit der Unterstützung nicht lange dauern. Und nur wenige Spieler wie Christian Sengfelder, der gegen Ungarn starke 22 Punkte erzielt hatte, müssen sich erst mal darauf einstellen, dass auch ihre Körbe in Berlin nun bejubelt werden.

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