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(Un)schuldig

Sänger Gil Ofarim muss sich vor Gericht verantworten

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Dass Gil Ofarim immer wieder Opfer antisemitischer Attacken wird, daran besteht kein Zweifel. Der Sänger dokumentiert auf seinem Instagram-Profil einige schriftlich erhaltene Drohungen, die oft einen klaren Bezug zum jüdischen Glauben des 40-Jährigen beinhalten. Auch in anderen sozialen Netzwerken wie Twitter ist Ofarim aktuell Zielscheibe zahlreicher Anfeindungen, die zweifeln lassen, ob es manchen Verfasser*innen tatsächlich um die Aufklärung eines vertrackten Falles geht oder sie doch nur ein Ventil für ihren Menschenhass suchen. Ab dem 24. Oktober muss sich der gebürtige Münchner vor dem Landgericht Leipzig verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft Ofarim falsche Verdächtigung und Verleumdung vor. Am Mittwoch wurde bekannt, dass die 6. Strafkammer das Hauptverfahren gegen ihn eröffnet hat. Als die Meldung über die Nachrichtenticker lief, wies die Deutsche Presse-Agentur ungewöhnlicherweise noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass bis zum »rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens« für Ofarim die Unschuldsvermutung gilt. In einem Rechtsstaat eigentlich eine Selbstverständlichkeit, im Fall des Sängers und Schauspielers aber offensichtlich notwendig.

In einem weiterhin auf Ofarims Instagram-Profil abrufbaren Video hatte der Sänger am 5. Oktober 2021 den Tränen nahe behauptet, der Mitarbeiter eines Leipziger Hotels habe ihn aufgefordert, seine Kette mit einem Davidstern abzunehmen, bevor er einchecken könne. Die Empörung über den mutmaßlichen Fall von Antisemitismus war groß, ebenso die Solidarität mit dem jüdischen Sänger. Letzteres ist für sich genommen positiv, bekommen Opfer solcher Attacken doch oft zu wenig Unterstützung. In diesem Fall mischten sich allerdings nicht zuletzt aufgrund von Zeugenbefragungen und Aufnahmen der Überwachungskameras des Hotels immer mehr Zweifel, ob sich alles so zugetragen hat, wie Ofarim behauptet. Klären muss dies jetzt die Justiz.

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