Bildung verweigert

Jana Frielinghaus zur Kitaplatz-Vergabe in Deutschland

Gerade bei der Kitaplatzvergabe für unter Dreijährige werden migrantische und arme Familien oft benachteiligt.
Gerade bei der Kitaplatzvergabe für unter Dreijährige werden migrantische und arme Familien oft benachteiligt.

Eltern, die arm sind – vielfach sind das Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund –, können hierzulande eigentlich machen, was sie wollen. Es wird ihnen ohnehin negativ ausgelegt. Behalten sie ihre Vorschulkinder zu Hause, weil der Kita-Besuch vielerorts auch für Geringverdiener und Erwerbslose noch einiges kostet, sind sie verantwortungslos, weil sie ihnen angeblich Spracherwerb, Kontakte zu Gleichaltrigen und Bildung vorenthalten. Bewerben sie sich aber um einen Kindergartenplatz für den Nachwuchs, obwohl die Mutter oder gar beide Eltern keinen Job haben, dann wird ihnen das als Bequemlichkeit und Unvermögen ausgelegt, adäquat für das Kind zu sorgen.

All das gibt es natürlich. Eine neue Studie zeigt aber sehr deutlich, dass es die Gesellschaft ist, die ihr Versprechen bricht, jedem Kind annähernd gleiche Chancen auf Bildungserfolg und Teilhabe zu ermöglichen. Denn jene Kinder unter drei Jahren, deren Eltern arm sind oder bei denen zu Hause wenig oder kein Deutsch gesprochen wird, bekommen trotz Bemühungen der Familien oft keinen Kitaplatz. Dabei besteht seit mittlerweile zehn Jahren ein Rechtsanspruch auf frühkindliche Bildung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Laut Studie hatten nur 23 Prozent der armutsgefährdeten Kleinkinder einen Kindergartenplatz, während es bei Familien aus nicht prekären Verhältnissen mit 46 Prozent doppelt so viele Kinder waren.

Gerade in Westdeutschland, wo es den größten Nachholbedarf gab, hat sich das Angebot zwar mittlerweile erheblich verbessert. Doch abgesehen davon, dass gerade migrantische und arme Familien überdurchschnittlich häufig keinen Betreuungsplatz bekommen, zeigt sich in den alljährlich veröffentlichten Kita-Monitoren, dass vielfach wegen Personalmangels nach wie vor die Betreuungsqualität zu wünschen übrig lässt. Es bleibt also viel zu tun für Städte, Gemeinden, Bund und Länder.

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