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Schriftstellerin Lana Bastašić: Die Aufkündigerin
Die Schriftstellerin Lana Bastašić verlässt den S.-Fischer-Verlag
»Strike Germany« heißt die neue Boykottbewegung gegen deutsche Kulturinstitutionen, die sich formiert hat, weil die Deutschen sich angeblich zu israelfreundlich verhalten. In diese Kerbe schlug nun auch die 37-jährige bosnische Schriftstellerin Lana Bastašic. Vergangene Woche erklärte sie auf der Online-Plattform Instagram, die Zusammenarbeit mit dem S.-Fischer-Verlag zu beenden – ein kleiner Medienwirbel folgte. Was hat der Verlag, der den Debütroman und einen Erzählband von Bastašic verlegte, getan? Vor allem hat er, wie die Autorin ihm vorwirft, etwas nicht getan, nämlich, sich gegen den »anhaltenden Genozid« in Gaza auszusprechen. Zudem habe er die »Zensur«, die in Deutschland diesbezüglich angewandt werde, beschwiegen.
S. Fischer hatte zuvor auf seiner Website erklärt, aufgrund seiner Geschichte – der Verlag wurde 1936 von den Nazis ins Exil getrieben, Gründer Samuel Fischer und sein Schwiegersohn Bermann Fischer, der spätere Inhaber, als Juden verfolgt – über Kontinuitäten des Antisemitismus aufklären zu wollen und »dem neuen antisemitischen und rassistischen Denken und Handeln« entgegenzutreten. Dies gelte besonders nach den Massakern der Hamas vom 7. Oktober 2023. Nun beklagt Bastašic, dass das Publikationshaus diesem Vorsatz nicht nachkomme, insofern es das Leid der Palästinenser im Israel-Krieg ignoriere. Zudem interpretiert sie das Statement durchaus fantasievoll: Der Verlag setze jüdische Menschen mit Israel gleich und verorte Antisemitismus nur im Mittleren Osten statt auch im eigenen Land. Von Antizionisten wird Bastašic, in deren Büchern es auch um Traumata aus den Jugoslawien-Kriegen geht, nun gefeiert.
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