- Politik
- Deutsche Polizeigewerkschaft
Basis gegen queerfeindlichen Rainer Wendt
Landesverbände kritisieren Äußerungen des DPolG-Chefs
Gleich mehrere Landesverbände der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) haben sich von queerfeindlichen Äußerungen ihres Bundeschefs Rainer Wendt distanziert. Statements gab es aus Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hamburg, Berlin, Bremen, Hessen, Sachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. Sogar die Nachwuchsorganisation »Junge Polizei« der DPolG antwortete auf Wendts Äußerungen mit einem Bekenntnis zu »Vielfalt und Offenheit«. Der Dachverband Deutscher Beamtenbund, in dem die DPolG organisiert ist, zeigte sich über die Stellungnahmen erfreut.
Der 68-jährige Wendt hatte vor einer Woche auf der rechtspopulistischen Plattform »Tichys Einblick« gegen den staatlichen Umgang mit queeren Menschen geätzt. In einer Kritik des Buches des umstrittenen DPolG-Vize Manuel Ostermann beklagte er eine »Überbetonung einer kleinen Minderheit, die uns ihre sexuelle Orientierung ständig aufdrängen und in unseren Alltag übertragen wollen«.
Der NRW-Landesverband verwies als größter der Gewerkschaft auf zunehmende Übergriffe und betonte: »Queerfeindlichkeit hat in unserer Gesellschaft nichts zu suchen.« Bemerkenswert persönlich war ein Statement des Hamburger Landesvorsitzenden Thomas Jungfer, der in einem Video über seine eigene Homosexualität sprach: »Ich bin Polizeibeamter und ich bin schwul.«
Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.
Der Berliner DPolG-Landesverband bekannte sich ebenfalls zur queeren Community und betonte das Selbstverständnis der Berliner Polizei: »Wir arbeiten täglich daran, dass die Polizei Berlin die größte Menschenrechtsorganisation dieser Stadt ist und bleibt.«
Tanja Maruhn, stellvertretende Landesvorsitzende der DPolG Hessen und in der Frauenvertretung engagiert, mahnte zur Verantwortung in herausgehobenen Funktionen: »Natürlich darf es unterschiedliche Sichtweisen geben – auch in unserer Gewerkschaft. Aber es kommt darauf an, wie wir diese äußern.« Eine moderne Polizeigewerkschaft müsse die gelebte Vielfalt »in unseren Dienstgruppen, im Einsatz, in der Ausbildung, in der Führung« mittragen.
Die Kontroverse um den längst pensionierten Ex-Polizisten Wendt hat bereits konkrete Konsequenzen: Diana Gläßer, Ansprechperson für queere Menschen bei der Polizei Rheinland-Pfalz und Vorsitzende des Bundesverbands queerer Beschäftigter in Polizei, Justiz und Zoll, erklärte vergangene Woche ihren Austritt aus der Polizeigewerkschaft und rief andere Gewerkschafter*innen auf, es ihr gleichzutun.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.