Groß-Israel statt Waffenruhe

Mirco Keilberth zum Vorstoß ehemaliger Geheimdienstchefs für ein Ende des Gaza-Kriegs

Soldaten der israelischen Armee warten auf ihren Einsatz auf Kampfpanzern, die an der Grenze zum Gazastreifen und im Süden Israels stationiert sind.
Soldaten der israelischen Armee warten auf ihren Einsatz auf Kampfpanzern, die an der Grenze zum Gazastreifen und im Süden Israels stationiert sind.

Die Hamas ist militärisch geschlagen. Sagen 550 Angehörige von Geheimdienst, Armee und Sicherheitsdiensten Israels in einer öffentlichen Erklärung. Und weiter: Das tägliche Morden im Gazastreifen sei längst kein Verteidigungskrieg mehr. Adressat dieser Erklärung ist Donald Trump, in der Hoffnung, dieser könne den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu zu einem Waffenstillstand drängen. Doch letzterer hat andere Pläne.

Im Schatten des Gaza-Krieges will Netanjahu zusammen mit radikalen Ministern sowie bewaffneten Siedlern ein ethnisch »reines« Groß-Israel schaffen. Das Schicksal der Geiseln sowie der Palästinenser ist ihnen egal, so wie laut Umfragen mittlerweile auch der Mehrzahl der Israelis. Dabei machen die ethnische Säuberung von Gaza und die Einverleibung des Westjordanlands Israel zum Paria der Weltgemeinschaft, finanziell abhängig von radikalen evangelikalen US-Kreisen. Tel Aviv wird aufhören, der Magnet von Start-ups aus aller Welt zu sein. Wegen der täglichen Anfeindungen von Christen werden Touristen einen Bogen um Jerusalem machen. Antiarabische Gesänge wie »Mögen eure Dörfer brennen« sind Normalität.

Netanjahus Strategie führe zum Verlust der Sicherheit und Identität Israels, warnt daher Ami Ayalon, Ex-Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet. Dass ein Geheimagent sein Land davor bewahren will, zu einem religiös-messianischen Projekt zu mutieren, Berlin dazu aber schweigt oder lauwarme Kritik findet, ist wegen der historischen Verantwortung Deutschlands geradezu absurd.

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