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Alexandru Munteanu: »Amerikaner moldau­ischer Herkunft«

Alexandru Munteanu ist Mol­daus neuer Premierminister

Alexandru Munteanu soll als Maia Sandus rechte Hand Moldau aus der Krise führen.
Alexandru Munteanu soll als Maia Sandus rechte Hand Moldau aus der Krise führen.

Den Sieg Maia Sandus und ihrer PAS bei der Parlamentswahl in Moldau vor einem Monat als Überraschung zu bezeichnen, wäre sicherlich zu hoch gegriffen. Die wichtigste Personalentscheidung der Präsidentin im Anschluss trägt den Stempel »Überraschung« aber durchaus zurecht. Mit Alexandru Munteanu hat sich Sandu, die politisch von der moldauischen Diaspora abhängig ist, für einen neuen Premierminister aus dem Ausland entschieden, der zwar von Wirtschaft, nicht aber von Politik Ahnung hat.

In Moldau selbst ist der 61-jährige Munteanu, der seine Heimat schon vor langer Zeit verlassen hat, kaum jemandem geläufig. Nach dem Physikstudium an der Moskauer Lomonossow-Universität erhielt Munteanu einen Master Wirtschaftspolitik an der Columbia University in New York City. Dort absolvierte er auch sein Postgraduiertenstudium mit den Schwerpunkten Internationale Finanzbeziehungen und Bankwesen.

Munteanu hat Moldau schon lange den Rücken gekehrt

Zurück in Moldau, war Munteanu in den 90ern in hohen Positionen im Bankensektor tätig und leitete mehrere internationale Organisationen und Stiftungen. Zudem war er Mitbegründer der US-Handelskammer in Chișinău und Präsident der Alliance Française, wurde sogar zum Ritter der Ehrenlegion, Frankreichs höchste Auszeichnung, ernannt.

Doch so richtig warm wurde er mit seinem Heimatland nicht. Er sehe sich als »Amerikaner moldauischer Herkunft«, sagte Munteanu einst. Seit über 20 Jahren lebt der zukünftige Regierungschef Moldaus in der Ukraine, wo er an mehreren Unternehmen beteiligt ist.

Dass sein Name in den Panama- und Pandora-Papers auftaucht, findet er nicht so schlimm. Alle seine Firmen würden legal agieren und dabei in Steuerparadiesen registriert. Für Munteanu eine »gesetzmäßige Praxis«, die international nun mal üblich sei.

Premier muss Fehler der Präsidentin ausbügeln

Der Wechsel in das Amt des moldauischen Premierministers kommt durchaus überraschend. War Munteanu zuvor doch nie in der Politik engagiert. Und der Geschäftsmann war auch nicht Sandus erste Wahl. Erst nachdem Amtsinhaber Dorin Recean und ein weiterer Kandidat abgewinkt hatten, kam Munteanu ins Spiel.

Für Präsidentin Sandu könnte Munteanu dennoch der richtige Mann sein. Er hat nun die Aufgabe, das Vertrauen der Menschen in Moldau zurückzugewinnen, die Korruption zu bekämpfen und die Wirtschaft anzukurbeln. In allen drei Bereichen hatte Sandu in den vergangenen Jahren kläglich versagt. Gelingt es dem Premier nicht, hier das Ruder herumzureißen, kann Sandu ihn einfach entlassen und alle Verantwortung von sich schieben.

Munteanu wird also viel mehr an den faktischen Erfolgen gemessen als seine Präsidentin. Und er verknüpft sein politisches Schicksal damit. Sollte der EU-Beitritt nicht bis 2028 unterzeichnet sein, werde er sein Amt niederlegen, sagte Munteanu bei der Anhörung zu seiner Wahl im Parlament.

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