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  • Homo- und Transsexualität in Ungarn

Romani Rose: Ein Gerechter

Zentralratschef Romani Rose gibt ungarischen Orden zurück

Er belässt es nicht bei verbaler Entrüstung, er unterstreicht seine Kritik mit einer Handlung. Aus Protest gegen das neue ungarische Gesetz zur Einschränkung von Informationen über Homo- und Transsexualität, vor allem an Schulen, gibt der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, den ungarischen Verdienstorden zurück, den er 2012 von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán verliehen bekam.

Es sei »eine rote Linie überschritten worden«, sagte Rose der »Rhein-Neckar-Zeitung«. Den Anstoß zu seinem Entschluss habe der luxemburgische Ministerpräsident Xavier Bettel gegeben, der beim jüngsten EU-Gipfel, adressiert an Orbán, bekannte: »Ich wurde nicht schwul, ich bin es, es ist keine Entscheidung.« Die Worte des 48-jährigen Premiers hätten ihn »tief berührt«, so Rose.

Mit der Rückgabe erweist sich der Bürgerrechtsaktivist einmal mehr als ein Gerechter, der keinen Unterschied kennt und macht zwischen sozialer Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit, Weltanschauung oder Lebensart. Für ihn sind alle von Stigmatisierung und Ausgrenzung bedrohten Menschen, egal ob aus Chauvinismus, Nationalismus, Rassismus oder Sexismus, gleichermaßen vor An- und Übergriffen zu schützen. Er kennt keine Hierarchisierung von Opfern.

Rose, der aus einer Sinti-Familie stammt, von der über ein Dutzend Angehörige in deutsch-faschistischen Konzentrationslagern, darunter im sogenannten Zigeunerlager von Auschwitz, ermordet worden sind, weiß, dass Antiziganismus, Antisemitismus, Fremdenhass und Homophobie gleichen intoleranten Ursprungs sind.

Wer bestimmen will, wie man zu denken und zu leben hat, will letzten Endes gar – so eine Lehre aus deutscher Geschichte – bestimmen, wer leben darf und wer nicht. Hirnwäsche im Kindes- und Jugendalter, wie dies die nationalkonservative Orbán-Regierung anstrebt, ist ein erster Schritt hin zu einem äußerst gefährlichen Abgrund.

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