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»Das Greenwashing erreicht neue Sphären«
Zum Jahresauftakt greift Fridays for Future die Ampel-Regierung an
Zum ersten Mal hat Fridays for Future am Freitag zu einer Jahresauftaktpressekonferenz eingeladen. Der Ort dafür ist klug gewählt. Das Gasometer in Oberhausen. Der alte Gasspeicher dient seit den 1990er Jahre als Ausstellungsfläche. Im Oktober begann die Ausstellung »Das zerbrechliche Paradies«. Bildgewaltig wird hier die Klimageschichte der Erde dargestellt und gezeigt, wie sich die Tier- und Pflanzenwelt in den vergangenen Jahrzehnten verändert habe. Was Fridays for Future anprangert, ist hier deutlich zu sehen.
Auch aus einem anderen Grund ist Oberhausen ein guter Ort für den Jahresauftakt der Bewegung. 2022 will sich Fridays for Future intensiver um das Thema Verkehrswende kümmern. Ziel ist eine soziale und ökologische Mobilität. Angegangen werden sollen Straßen- und Autobahnprojekte. Im Sterkrader Wald wird schon länger gegen ein Autobahnprojekt protestiert. Die Pläne sehen vor, dass das Autobahnkreuz Oberhausen, das A2, A3 und A516 verbindet, massiv ausgebaut wird. Dafür sollen 11 Hektar Wald und 22 Hektar Gehölz zerstört werden. Das Projekt soll 275 Millionen Euro kosten.
Linda Kastrup von Fridays for Future Oberhausen hält das Vorhaben für falsch. Der Sterki, wie der Wald von den Aktivist*innen genannt wird, sei eines der letzten Naherholungsgebiete in Oberhausen. »Wälder funktionieren wie eine Klimaanlage für den Planeten«, erklärt Kastrup. Im Sterkrader Wald sei es im Sommer bis zu sechs Grad kühler als in der Stadt. Außerdem sei die Planung für das Autobahnkreuz völlig überdimensioniert und unzeitgemäß. Sie stammt aus dem Jahr 2008. In einem Gutachten des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland wird das Projekt wegen der veralteten Planung sogar als verfassungswidrig eingestuft. Linda Kastrup fordert für Fridays for Future einen bundesweiten Stopp von Autobahnbauprojekten.
Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann
Für die großen Linien steht Luisa Neubauer auf der Bühne in Oberhausen. Sie ist das Gesicht von Fridays for Future in Deutschland. Neubauer wird deutlich. Die Pläne der Ampel-Regierung zum Klimaschutz seien »komplett irrelevant«, weil sie nicht ausreichend seien. Es würde dort gehandelt, wo es bequem sei, statt strukturelle Probleme anzugehen. Sie werde jetzt so deutlich, weil man nicht den »Luxus« habe, zu warten und zu schauen, was auf den Weg gebracht wird. »Das Greenwashing« in Deutschland und Europa erreiche »neue Sphären«, so Neubauer. Während Unternehmen hier über Klimaneutralität sprechen, würden dieselben Unternehmen im Globalen Süden fossile Projekte vorantreiben. Neubauer nennt als Beispiel eine Ölpipeline in Uganda. Solche Projekte müssten noch in diesem Jahr gestoppt werden. Für Fridays for Future sei es auch 2022 wichtig, durch massenhafte Proteste den Druck auf die Politik zu erhöhen. Eine erste Aktion soll dabei der globale Klimastreik am 25. März sein. Die Aktivist*innen wollen sich auch in die nordrhein-westfälische Landtagswahl einmischen. Sie haben das Ziel ausgegeben, dass das Dorf Lützerath bleibt und der Kohleausstieg schneller kommt. Neubauer sprach auch von neuen Verbündeten für die Bewegung. Sie habe gerade erst mit der IG Metall gesprochen. Das seien Experten, wenn es um Transformationsprozesse geht. Sie habe bei den Gesprächen »positive Signale« empfangen, so Neubauer.
Für den globalen Blick hatte Fridays for Future den aus Nigeria stammenden Journalisten Peter Donatus eingeladen. Er prangerte vor allem an, dass es im Globalen Norden kaum ein Bewusstsein für die Zerstörungen im Süden gäbe. Donatus forderte, dass Unternehmen Konsequenzen für Zerstörungen zu spüren bekommen, die sie unter anderem in Afrika anrichten.
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