Den rechten Mob gefüttert

Tilman Kuban sorgt für Drohungen und Hetze gegen eine Kita

Im zarten Alter von fast 33 Jahren wurde Tilman Kuban 2019 Chef der Jungen Union (JU). Zuvor hatte er sich bereits einen Namen als Einpeitscher gegen die angeblich viel zu liberale Flucht- und Migrationspolitik der Bundesregierung unter Führung seiner Parteifreundin Angela Merkel gemacht. Seit 2021 sitzt er im Bundestag, sein Amt als JU-Chef gab er im November 2022 auf.

In dieser Woche fiel er durch einen Fauxpas auf, der für Kinder und Erzieherinnen eines Kindergartens ernste Folgen hat. Was war geschehen? Die Leitung der katholischen Einrichtung im Erzbistum Fulda hatte den Eltern der dort betreuten Kinder mitgeteilt, man werde mit den Kleinen dieses Jahr keine Muttertagsgeschenke basteln. So wolle man der gewachsenen gesellschaftlichen Diversität Rechnung tragen und »keinen Menschen ausschließen«. Zugleich wird beteuert, man wolle damit Ehrentage und Leistungen der Eltern nicht geringschätzen. Jemand aus der Elternschaft dürfte Bilder des Schreibens in den sogenannten sozialen Medien gepostet haben.

So kam wohl auch Kuban an den Brief. Und dem studierten Juristen fiel nichts Besseres ein, als ihn am Montag samt Post- und Mailadresse sowie Telefonnummer des Kindergartens auf Twitter zu veröffentlichen und zu kommentieren: »Dem Wahnsinn sind keine Grenzen mehr gesetzt …« Nach Protesten anderer Nutzer entfernte Kuban den Tweet Stunden später, veröffentlichte ihn aber sogleich erneut mit geschwärzten Adressdaten und dem Hinweis, er habe dies »zum Schutz der Kinder und der Einrichtung« getan. Doch gewisse Medien hatten längst alles abgespeichert. Unter anderem veröffentlichte »Bild« am Dienstag ein Foto des Kindergartens. Überschrift: »Diese Kita verbietet Geschenke zum Mutter- und Vatertag.« Das Telefon der Kita musste wegen zahlloser Pöbel- und Drohanrufe stillgelegt werden, doch Kubans Tweet stand am Freitag immer noch im Netz. Der ehemalige SPD-Politiker Christopher Lauer startete nun eine Petition, in der Kuban aufgefordert wird, sein Bundestagsmandat niederzulegen. Ob ihn das beeindrucken wird? Jana Frielinghaus

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