- Politik
- Söldner
Kuba und der Ukraine-Krieg: Kein Blut für Öl
Kuba geht gegen Söldner-Anwerbung für Ukraine-Krieg vor
Die Erklärung ist kurz, aber sie hat es in sich: Am Dienstag hat das kubanische Außenministerium eine Note veröffentlicht, die, ohne nähere Details zu nennen, darüber informiert, dass die Behörden des Landes ein »von Russland aus operierendes Menschenhandelsnetz« aufgedeckt hätten. Dieses habe versucht, kubanische Staatsbürger anzuwerben und in militärische Einheiten einzugliedern, welche an den Operationen Russlands in der Ukraine beteiligt sind.
Teller und Rand ist der nd.Podcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Nicht erläutert wird, für welche »Streitkräfte« Kämpfer angeworben werden sollen. Allerdings wird mehrfach betont, dass Kuba jede Form des Söldnertums entschieden ablehnt, was als ein Hinweis auf die Wagner-Privatarmee oder ähnliche Formationen gelesen werden kann. Bekräftigt wird die »historische Position« des sozialistischen Landes, die sich klar gegen Menschenhandel und Söldnertum richte. Als Urheber mehrerer entsprechender Initiativen habe sich Kuba bei den Vereinten Nationen in diesem Sinne aktiv eingebracht.
Man arbeite laut der Erklärung, die auch über Kubas Botschaften international verbreitet wurde, daran, dieses Netzwerk zur Anwerbung kubanischer Bürger zu neutralisieren und zu zerschlagen. Gegen Verdächtige seien bereits Strafverfahren eingeleitet worden. Aus der Erklärung geht auch hervor, dass sowohl Kubaner mit Wohnsitz in Russland als auch »in einigen Fällen« in Kuba selbst lebende Bürger rekrutiert werden sollten.
Das Kommuniqué ist offensichtlich eine Reaktion auf in den sozialen Medien verbreitete Gerüchte über eine Förderung und Billigung der Beteiligung von Kubanern an Russlands Krieg durch die Regierung in Havanna, da es »verzerrten Informationen« über eine solche angebliche Komplizenschaft entgegentritt, die von den »Feinden Kubas« gestreut würden, um dem Ansehen das Landes Schaden zuzufügen. Im Onlinedienst X (vormals Twitter) betonte Außenminister Bruno Rodríguez, die Regierung gehe »mit der ganzen Kraft des Gesetzes« gegen illegalen Menschenhandel mit dem Ziel der militärischen Rekrutierung vor.
Russland und das unter einer schweren Energie- und Wirtschaftskrise leidende Kuba haben ihre diplomatischen und Handelsbeziehungen zuletzt intensiviert. Der Karibikstaat bezieht von Moskau insbesondere Öl und Getreide, russische Besucher sollen den Tourismus auf der Insel ankurbeln. Im Juni war Kubas Verteidigungsminister Álvaro López Miera von seinem russischen Kollegen Sergej Schoigu empfangen worden. Gleichzeitig betont Havanna immer wieder sein Eintreten für Frieden.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.