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Kabarett am 13. Februar

Blockaden und Steimle-Kundgebung am Dresdner Gedenktag

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 3 Min.

Die »kleine weiße Friedenstaube« flog sehr behäbig. Das bekannte DDR-Lied wurde bei einer Kundgebung angestimmt, die der Dresdner Kabarettist Uwe Steimle am 78. Jahrestag der Zerstörung der Stadt angemeldet hatte und zu der sich Hunderte Menschen vor dem Kulturpalast versammelten. Neben Friedensfreunden waren Vertreter der Dresdner »Querdenker«-Szene und der rechtsextremen Kleinpartei »Freie Sachsen« unter den Zuhörern. Auf einem großen Transparent wurde Joseph Goebbels’ 1943 geäußerte Parole vom »totalen Krieg« mit der angeblichen Ausrufung eines »Wirtschaftskriegs« gegen Russland durch den grünen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck verglichen. Der Veranstalter schritt dagegen nicht ein.

Steimle hatte die Veranstaltung, bei der er blaue Papierfähnchen mit weißer Friedenstaube verteilte und auf der wiederholt »Uwe, Uwe«-Sprechchöre angestimmt wurden, unter das Motto »Friede gemeinsam gestalten« gestellt. Vor dem Hintergrund des Dresdner Gedenkens, bei dem alljährlich an die großflächige Zerstörung der Stadt durch alliierte Luftangriffe am 13. Februar 1945 und an die dabei ums Leben gekommenen 25 000 Menschen erinnert wird, drängte er auf ein Ende des Krieges in der Ukraine, vertrat dabei aber krude Thesen zu dessen Ursache. In einem Interview mit dem NPD-Kader Peter Schreiber, der mit einem Mikrofon des Parteiverlags Deutsche Stimme unterwegs war, sprach Steimle von einem »Stellvertreterkrieg«, den die Ukraine im Auftrag von Nato und USA führe und bei dem es um die Rohstoffe Russlands gehe. Wörtlich sagte er: »Die Amis kämpfen bis zum letzten Ukrainer.«

Der Kabarettist steht seit Längerem in der Kritik, weil er in seinen gut besuchten Programmen immer wieder antisemitische Witze erzählt und antiamerikanische Ressentiments pflegt. Auch zu NS-Parolen hat er ein sehr eigenes Verhältnis; unrühmliche Bekanntheit erlangten T-Shirts mit Aufschriften wie »Kraft durch Freunde« oder »Volk ohne Traum«.

In Chemnitz sagte ein Veranstalter kürzlich einen für den Sommer geplanten Auftritt auf der Freilichtbühne Küchwald ab. Ein anderes Gastspiel an diesem Mittwoch im Haus »Kraftwerk« findet dagegen statt, obwohl die Grünen unter Verweis auf dessen öffentliche Förderung und Steimles »antisemitische, rassistische und extrem rechte« Aussagen eine Absage gefordert hatten. Projektleiterin im »Kraftwerk« ist die Ehefrau des Chemnitzer Gastronomen Uwe Dziuballa, dessen jüdisches Restaurant »Schalom« 2018 von Neonazis angegriffen wurde. Er ist mit Steimle befreundet und begleitete ihn auch bei der Dresdner Kundgebung.

Neben dieser hatte es am Montag in Erinnerung an den 13. Februar 1945 erneut eine Menschenkette gegeben, bei der nach Angaben des Rathauses 10 000 Teilnehmer einen symbolischen Ring um die Stadt bildeten. Zudem stellten sich am Abend rund 2000 Antifaschisten einem rechten Aufzug entgegen und verwehrten diesem erfolgreich den eigentlich geplanten Marsch durch die Innenstadt. Beobachter sprachen von einer der größten Blockaden seit Jahren in Dresden.

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