Die »Rede des Jahres 2007« hat nach Ansicht des Seminars für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen Oskar Lafontaine gehalten. Ausgezeichnet wurde Lafontaines Debattenrede im Bundestag vom 12. September. Sie vereint, so die Begründung, »alle rhetorischen Vorzüge: argumentiert überzeugend, scheut nicht vor unpopulärer Kritik zurück, formuliert scharf, anschaulich und gibt den Benachteiligten in unserer Gesellschaft eine wirkungsvolle Stimme«.
Besondere Glaubwürdigkeit gewinne die Rede dadurch, »dass sie eine unermüdlich schönredende Regierungsrhetorik mit der Wirklichkeit in unserem Lande konfrontiert«. Der Linksfraktions-Vorsitzende berufe sich auf soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit und das Völkerrecht, betone den Anspruch auf Bildung für alle und fordere »nach inzwischen vergessener sozialdemokratischer Tradition, dass sich Leistung auch lohnen müsse«. Er beziehe sich also auf Allgemeinüberzeugungen und Werte, »ohne die keine Gesellschaft überlebensfähig ist, die aber in Deutschland mit bestürzender Schnelligkeit zerfallen und im politischen Handeln keine praktische Bedeutung mehr besitzen«, befanden die Tübinger Wissenschaftler.
Leitmotivisch bewege sich der Redner am Motto »Deutschland hat allen Grund zur Zuversicht« der vorangegangenen Merkel-Rede entlang, »denunziert es Schritt für Schritt als Leerformel, spart nicht mit Beispielen, mit sarkastischen, auch witzigen Urteilen und bringt ein zentrales Element politischer Rede zur Geltung: humanes Engagement als Handlungsmaxime demokratischer Politik«.
ND dokumentiert Lafontaines Rede leicht gekürzt.